Hamburg, 12. Juli 2018 – „Das war ein richtig guter Tag!“, so die vierfache Mutter Ayelet Waldmann in ihrem Selbstversuch mit Microdosing. Was sich so euphorisch anhört, birgt allerdings auch große Sucht-Gefahr. Trotzdem sah Ayelet Waldmann in der Droge die rettende Notbremse, erzählt sie im Gespräch mit COSMOPOLITAN: „Als meine Antidepressiva nicht mehr anschlugen, sah ich Microdosing als meine letzte Chance.“ Auch ein Philosophiestudent aus der Schweiz wollte mehr aus Körper und Hirn holen: „Ich fühlte mich ganz normal, nur wacher, aufmerksamer, angeregter“, berichtet er.
Von Microdosing spricht man bei der Einnahme minimaler Mengen psychedelischer Substanzen wie Lysergsäurediethylamid (LSD). Rund 10 bis 15 Mikrogramm schluckt man davon, das Zehntel einer herkömmlichen Tripdosis. „Das ruft keine bewusstseinserweiternden Zustände hervor“, erklärt Markus Berger, Ethnopharmakologe und Drogenforscher. „Wer diese Menge einnimmt, will klar denken können, innere Ruhe und Entspannung finden.“ Die Substanzen wirken wie Katalysatoren, bringen aber keine neuen Qualifikationen hervor. „Das Denken mag kreativer und farbiger werden – vorausgesetzt, man ist schon kreativ“, bestätigt der Student.
Warum es fast schon salonfähig erscheint, psychoaktive Substanzen zu schlucken? Weil es nicht um Rausch und Party geht. „Selbstoptimierung spielt in dem Kontext die größere Rolle“, weiß Markus Berger. Das natürliche Leistungspensum reicht nicht mehr aus. „All das passt in den aktuellen Zeitgeist, dass man möglichst fit sein muss und möchte“, erklärt Dr. Jürgen Hampel vom Institut für Sozialwissenschaften der Universität Stuttgart im Gespräch mit COSMOPOLITAN.
Allerdings birgt die Einnahme hohe Risiken. „Wenn man etwa regelmäßig Ritalin zu sich nimmt, besteht die Gefahr, dass man psychisch in eine Abhängigkeit gerät, weil man immer wieder diesen Effekt will und die Dosis steigert“, warnt Markus Berger. Auch wenn diese Substanzen einfach zu erwerben sind, weiß der Drogenforscher: „Rezeptpflichtige Substanzen zu erstehen oder zu verkaufen, ist trotzdem strafbar.“ Ob Microdosing wirklich wirkt, ist fraglich. „Experten haben Zweifel daran, dass Neuro-Enhancements wirken, Studien zeichnen ein ernüchterndes Bild. Es gibt keine wissenschaftliche Evidenz, dass es funktioniert.“
Es ist eine Minderheit, die Drogen nutzt, jedoch mit unterschiedlichem Fazit. „Ich wünschte, Microdosing wäre legal“, gesteht die vierfache Mutter, die an Depressionen leidet. Der Philosophiestudent hingegen reflektiert: „Es gibt wenig Forschung dazu, und immerhin wird dabei über längere Zeit bewusst auf die Hirnchemie Einfluss genommen. Das ist mir zu riskant.“ Die Gefahren sind definitiv unumstritten.
Dr. Jürgen Hampel empfiehlt „sich wieder viel mehr auf erprobte, ungefährliche Praktiken zu besinnen: Ausreichend Schlaf, ein gesunder Lebensstil, ein kontrollierter Umgang mit digitalen Medien – das sind Dinge, von denen wir wissen, dass sie gut für die geistige Leistungsfähigkeit sind.“
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Der vollständige Beitrag erscheint in der neuen COSMOPOLITAN (EVT 12. Juli). Auszüge sind bei Nennung der Quelle „COSMOPOLITAN“ zur Veröffentlichung frei.
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